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Bremsflüssigkeit
Die Bremsflüssigkeit bei Fahrzeugen fällt
unter die Kategorie der Hydraulikflüssigkeiten
und ist aus chemischer Sicht eine Glykolverbindung
(Ausnahme DOT 5, siehe unten). Beim Betätigen
des Bremspedals (z. B. Auto, LKW) oder des Bremshebels
(z. B. Moped, Motorrad) wird der aufgebrachte
Druck durch die Bremsflüssigkeit übertragen
und gelangt so am Ende der Bremsleitung an Bremsbelag
(Trommelbremse) oder Bremsklötze (Scheibenbremse).
Die Aufgaben an die Bremsflüssigkeit sind
dabei klar definiert:
Die Flüssigkeit darf sich nicht komprimieren
lassen (Stichwort: Luft in der Leitung) und muss
den Bremsdruck so schnell wie möglich übertragen
(Stichwort: Reaktionszeit der Bremsanlage).
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Gefahrenquelle Luftblase in Bremsleitung
Wer an Bremsanlagen hantiert, die Bremsflüssigkeit
wechselt oder nachfüllt, wird schnell mit
dem Problem konfrontiert, dass Luft in der Leitung
ist. Man merkt dies unmittelbar beim Betätigen
der Bremse. Das Pedal lässt sich weiter,
bzw. ganz durchdrücken und der Bremsdruck
wird erst beim mehrmaligen Betätigen des
Pedals besser. Diese Luft in der Leitung muss
durch entlüften der Bremsanlage entfernt
werden (Fachwerkstatt oder kundiger Mechaniker),
damit die Bremsanlage wieder einwandfrei funktioniert.
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Wasserblase in der Bremsleitung
Ähnlich würde es sich verhalten wenn
ein Wassertropfen in der Bremsanlage wäre
und zwar dort wo die Temperaturen deutlich über
100° Celsius liegen, als etwa im Bereich Bremssattel.
Der Tropfen würde verdampfen und das Bremspedal
aufgrund der Luftblase leer durchfallen.
Damit dieser Fall nicht auftreten kann, weißen
Bremsflüssigkeiten eine Besonderheit auf:
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Bremsflüssigkeit nimmt Wasser auf
Bremsflüssigkeiten sind hygroskopisch, soll
heißen „die Bremsflüssigkeit
zieht Wasser an“ und bindet dies. Der Vorteil
ist, dass sich dadurch die obige Gefahr von einzelnen
Wassertropfen praktisch erledigt hat, aber andererseits
durch die Wasseraufnahme und die Wasserverteilung
der Siedepunkt insgesamt sinkt.
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Bremsflüssigkeit regelmäßig
kontrollieren und wechseln
Durch den hygroskopsichen Effekt bleibt dem Fahrzeugbesitzer
nichts anderes übrig, als die Bremsflüssigkeit
in regelmäßigen Abständen (meist
alle 2 Jahre) zu wechseln oder zumindest mit einem
Bremsflüssigkeitstestgerät den Siedepunkt
in der Werkstatt überprüfen zu lassen.
In der Regel haben die Vertragswerkstätten
aber auch die freien Werkstätten das notwendige
Messgerät vorliegen.
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Einteilung von Bremsflüssigkeiten
nach deren Qualität: Dot-Klassifizierung
Bremsflüssigkeiten sind hinsichtlich ihres
Siedepunkts und ihrer Viskosität in sogenannte
DOT-Werte eingeteilt.
Höherer Siedepunkt bedeutet höhere thermische
Belastbarkeit. Niedrigere Viskosität („dünnere“
Bremsflüssigkeit) erlaubt eine kürzere
Reaktionszeit der Bremsanlage.
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Mindestsiedepunkt |
Nass-Siedepunkt min. |
Viskosität (bei
-40°) max. |
DOT 3 |
205° Celsius |
140° C |
1500 mm2/sec |
DOT 4 |
230° Celsius |
155° C |
1800 mm2/sec |
DOT 4 + (Iso-Klasse 4) |
230° Celsius |
155° C |
1500 mm2/sec |
DOT 4 Iso-Klasse 6 |
230° Celsius |
155° C |
750 mm2/sec |
DOT 5.1 |
260° Celsius |
180° C |
900 mm2/sec |
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DOT 5 |
260° Celsius |
180° C |
900 mm2/sec |
Einsatzzweck der einzelnen Bremsflüssigkeiten
DOT 3: für ältere Fahrzeuge (Oldtimer,
teilweise auch noch Youngtimer)
DOT 4: Standardbremsflüssigkeit für
die meisten Fahrzeuge bis Anfang der 1990er Jahre
DOT4 mit Zusatzbezeichnung
DOT4 in Iso-Klasse 4, benannt z. B. Super DOT4,
DOT 4 SL4 (ATE), DOT 4 Plus: entspricht einer
DOT4 allerdings mit niedriger Viskosität
und ist Standard bei heutigen Fahrzeugen mit ABS,
ASR
DOT 4 in Iso-Klasse 6, z.B. SL6 (ATE): momentan
höchste DOT 4 Qualität, für ESP
(elektronische Bremssysteme) oder generell für
schnellste Reaktionszeiten
DOT 5.1: höchste Qualität, für
Fahrzeuge mit ABS, tendenziell eher Rennsporteinsatz
DOT 5: in Europa eher wenig verbreitet, meist
bei US-Fahrzeugen
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Mischbarkeit von Bremsflüssigkeiten
und Aufbewahrung
Die Bremsflüssigkeiten Dot 3, Dot 4 und
Dot 5.1 (alle Glykolbasis) können untereinander
gemischt bzw. nachgefüllt werden. Allerdings
verändert sich auch der Siedepunkt entsprechend
der Anteilsmengen.
Die Bremsflüssigkeit Dot 5 ist auf Silikonbasis
hergestellt und führt daher ein Eigenleben.
Diese darf nicht mit anderen Bremsflüssigkeiten
gemischt werden!
Abschließend noch ein Hinweis zur Aufbewahrung
von Bremsflüssigkeiten:
Neue Bremsflüssigkeit niemals offen lagern
bzw. die Dose, das Gebinde nach Gebrauch sofort
wieder luftdicht verschließen!
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Alle Angaben ohne Gewähr! |